Faktor Verhältnisse
Der Wind wird als der Baumeister der Lawine bezeichnet, weil er durch Schneeverfrachtungen von frisch gefallenem oder auch älterem Schnee für die Entsstehung von Schneebrettern sorgt. Dabei werden Schneeteilchen zerkleinert, verfrachtet und als gebundener Triebschnee abgelagert. Gegen den Wind wächst Anraum und auch die Spitzen der Windangeln. Wechten hingegen wachsen in Windrichtung, ähnlich dem Kometenschweif, der sich hinter Hindernissen auftürmt. Dünen und Windkolk sind deutlich Anzeichen von Windaktivitäten. Die Richtung der Bodenwinde ist abhängig von der Hauptwindrichtung der jeweiligen Wetterlage, der Windstärke und des Geländereliefs. Triebschnee findet sich nicht nur in kammnahen Windschattenbereichen von Luv nach Lee, sondern auch in Rinnen und Mulden durch hangparallele Winde.
Niederschlag
Für die Beurteilung der Lawinengefahr ist die Niederschlagsmenge in Verbindung mit Wind, Temperatur und der vorhandenen Altschneedecke eine zentrale Größe. Ob die in einer Schneefallperiode (1-3 Tage) gefallene Schneemenge als kritisch oder eher unproblematisch zu beurteilen ist, kommt auf die oben genannten Bedingungen während des Schneefalls und unmittelbar danach an. 10-20cm Neuschneemenge, gefallen mit starker Windeinwirkung bei tiefen Temperaturen auf einer alten Harschschicht kann sich überaus kritisch auswirken. Andererseits müssen 30 cm Neuschneemenge, gefallen auf eine feuchte Schicht bei Windstille und einer Temperatur um 0°C bei Beginn, keine bedeutende Gefahrenerhöhung mit sich ziehen. Höhenlage und Temperaturverlauf während der Niederschläge haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Lawinensituation, weshalb diese kritisch beurteilt werden müssen.
Temperatur
Eine der zu beachtenden Rahmenbedingungen während und nach dem Schneefall ist die Temperatur. Kälte, Warmluft und Sonneneinstrahlung beeinflussen massiv die Umwandlungsvorgänge in der Schneedecke und somit auch die Lawinensituation.
Massive Erwärmung führt zu sehr kritischen Situationen, ist jedoch in seinen Auswirkungen gut einzuschätzen.
Langsame, maßvolle Erwärmung fördert die Setzung der Schneedecke und damit die Bindung zwischen den Schichten.
Erwärmung bei Tag – Abkühlung bei Nacht bewirkt eine ideale Verfestigung der Schneedecke, jedoch muß eine Verschärfung der Lawinensituation durch Sonneneinstrahlung im Tagesverlauf von O nach W beachtet werden.
Kälte konserviert bestehende Gefahren und verzögert die Setzung.
Anhaltende, große Kälte fördert die Bildung von Schwimmschnee (Kugellager-Wirkung) und Oberflächenreif (eingeschneit eine kritische Schwachschicht) wodurch eine Verschärfung der Situation entsteht.