Faktor Geländebeurteilung
Hangform
Geländeformen beeinflussen die Lawinenbildung weil sie einen entscheidenden Einfluss auf die Windrichtung- und geschwindigkeit haben und damit auf das Ausmaß der Schneeverfrachtungen.
Lawinenfördernd sind Rinnen, Mulden und Gefällsbrüche. Diese Geländeformen fördern die Bildung von Triebschneeablagerungen im Lee und von Pressschneeablagerungen im Luv.
Lawinenhemmend können sein:
• Rippen (häufig abgeblasen, kaum Triebschnee)
• Rücken (häufig abgeblasen, kaum Triebschnee)
Das Gelände ist der hilfreiche Partner bei der Beurteilung der Lawinengefahr. Dazu ist jedoch gute Sicht und ein hohes Maß an Erfahrung erforderlich.
Hangausrichtung
Während Hangform und Wind zusammen zu betrachten sind, beeinflusst die Hangausrichtung (auch Hangexposition) die Temperatur der Schneedecke und damit deren Aufbau. In Schattenhängen (Richtung NW bis NO) setzt sich die Schneedecke aufgrund der geringen Sonneneinstrahlung nur sehr langsam, wodurch vorhandene Gefahren länger erhalten bleiben und neue Gefahren entstehen können. Durch die längere Sonneneinstrahlung weisen Südhänge (SW bis SO) häufig einen stabileren Schneedeckenaufbau vor. Das Gelände kann daher in günstige und ungünstige Hänge eingeteilt werden. Lawinenlagebericht und eigene Beobachtungen liefern wertvolle Informationen zur Einteilung in günstig oder ungünstig. Die Hangausrichtung lässt sich mit einer Karte oder einem Kompaß feststellen. Die Hangexposition richtet sich dabei nach der Richtung, in die man schaut, wenn man mit dem Rücken zum Hang steht (z.B. Schaut man im Hang stehend vom Hang weg in Richtung Norden, handelt es sich um einen Nordhang).
Hangneigung
Die Steilheit eines Hanges ist eine der drei Voraussetzungen für die Bildung eines Schneebrettes. Deshalb spielt dieser Faktor in der Beurteilung und der Entscheidungsfindung eine übergeordnete Rolle. Bei der Festlegung der Hangsteilheit ist die steilste Stelle eines Hanges (ca. 10x10m) zu betrachten. Ca. 97% aller Lawinenunfälle ereignen sich in Hängen mit über 30° Neigung. Hänge über 30° werden im Lawinenlagebericht als Steilhänge bezeichnet. Bei 84% der Lawinenauslösungen war die steilste Hangpartie mindestens 35°.
Allgemein lässt sich daher sagen:
Je steiler der Hang, desto leichter können Lawinen ausgelöst werden. Andersherum heißt das aber auch: Wenn auf steile Hänge verzichtet wird, kann das Risiko einer Lawinenauslösung deutlich gesenkt werden.
Da die Abfahrt aber für viele erst auf Hängen mit mehr als 30° richtig Spaß macht, wird der Bezug der Hangsteilheit zur Lawinenhäufigkeit gerne verdrängt. Als Gedankenstütze für eine einfache Risikoreduktion können die folgenden Obergrenzen dienen:
Gefahrenstufe im Lawinenlagebericht Maximale Steilheit
1 -
2 unter 40°
3 unter 35°
4 unter 30°
5 Verzicht auf Touren
Hangsteilheit lässt sich messen und schätzen!